Die Arbeitsweise der Brüder Grimm
Philip Kraut rekonstruiert die Arbeitsweise der Brüder Grimm auf Grundlage ihrer ungewöhnlich vollständig erhaltenen Zettel- und Materialsammlungen, Notizhefte, Werkmanuskripte und intensiv benutzten Bücher der persönlichen Bibliothek. Er entwirft dadurch auch einen Gesamtüberblick über die Arbeitsmaterialien der Brüder Grimm, die bisher oft nicht einmal genau identifiziert sind. Anhand ausgewählter Dokumente, die im Buch auch abgebildet sind, beschreibt Kraut die Lektüre, das Abschreiben und Exzerpieren von Quellen, das Formulieren wissenschaftlicher Belege und Argumente genau. Notizen können so von der Buchlektüre bis in die Werkmanuskripte verfolgt werden. Der Arbeitsprozess der Brüder Grimm begann mit topischer Materialsammlung und -ordnung als werkkonstituierender Bedingung ihrer Publikationen. Durch die Rekonstruktion ihrer prototypischen Arbeitspraxis, wie sie zahllose Originalmaterialien der Brüder Grimm in Bibliotheken und Archiven bezeugen, leistet Krauts Studie einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte gelehrter Arbeitspraktiken und verdeutlicht den kulturgeschichtlichen Rang der Textsorten Exzerpt, Notizbuch, Werkmanuskript und Druckvorlage.
„[Kraut] rekonstruiert Praktiken wissenschaftlicher Ordnung und Aneignung, aus denen sich heute noch wertvolle Lehren ziehen lassen.“
Matthias Heine, Welt, 18.01.2024: https://www.welt.de/249600782
„Besonders eindrucksvoll sind Neuentdeckungen wie Wilhelm Grimms altdeutsche Enzyklopädie (S. 188–194) und die Nachträge zur ‚Geschichte der deutschen Sprache‘ (S. 262–267). […] [D]ie materialen Gegenstände der Brüder Grimm und ihre genauen Beobachtungen durch Philip Kraut sind zu schätzen.“
Ralf Klausnitzer, Geschichte der Philologien 63/64, 2023
„Mit dem Blickwechsel von den publizierten Werken zu den Groß- und Kleinformen der Arbeitsmaterialien der Grimms ergeben sich teils erstaunliche Neuperspektivierungen und neue Einblicke. […] [D]er meisterhafte Umgang Krauts mit dieser Materie [ist] zu würdigen: Die überzeugende Mischung aus souveränem Überblick und analytisch vertieften Einblicken, aus theoretischer Fundierung und philologischer Akkuratesse sowie die sinnfällig eingestreuten kleinen Anekdoten machen den Band […] zu einem regelrechten Lesevergnügen. Hierzu trägt nicht zuletzt der – bis in die Beschreibung einzelner Archivstücke hinein – sehr elegante Stil Krauts bei.“
Simone Loleit, Wirkendes Wort 2023/02
Philip Kraut
Kurzporträt
Philip Kraut ist seit Herbst 2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt „Schlüsselstellen in der Literatur“ bei Professor Steffen Martus am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin. 2020 wurde er, nach Studienabschlüssen in Deutscher Literatur, Geschichte, Philosophie und Historischer Linguistik, mit einer Studie über die wissenschaftlichen Arbeitsmaterialien und Praktiken der Brüder Grimm promoviert, die durch das DFG-Graduiertenkolleg „Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen“ gefördert wurde.
Kraut ist Mitherausgeber der kritischen Ausgabe des Grimm-Briefwechsels, Mitautor des Digitalen Grimmarchivs und Verfasser von Aufsätzen unter anderem zu Goethe, Heine und den Brüdern Schlegel.
Forschungsschwerpunkte
- Deutsche Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts
- Literatur- und Interpretationstheorie
- Digitale Archive und Editionen
- Philologische und linguistische Wissenschaftsgeschichte
ISBN | 978-3-7776-2923-0 |
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Medientyp | Buch - Gebunden |
Auflage | 1. |
Copyrightjahr | 2023 |
Umfang | 353 Seiten |
Abbildungen | 35 s/w Abb., 14 s/w Tab. |
Format | 17,0 x 24,0 cm |
Sprache | Deutsch |